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KARTOFFELWIRBEL UND GURKENTANZ. Pressetext zur Ausstellung Anna & Bernhard Blume, Johannes Brus, TZR Galerie Kai Brückner, 2.9. bis 29.10.2016

Ein lange gehegter Wunsch geht in Erfüllung! Seit der Studienzeit an der Düsseldorfer Kunstakademie Mitte der 60er Jahre kennt und schätzt man sich. Das Künstlerpaar Anna und Bernhard Johannes († 2011) Blume und Johannes Brus wünschten sich lange schon einen gemeinsamen Auftritt. Doch die kommende Ausstellung der TZR Galerie Kai Brückner in Düsseldorf stellt erstmals Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Werke ins Zentrum einer Präsentation.

Eröffnet wird im Rahmen der DC Open am 2. September von 18 bis 21 Uhr.

Vordergründig weisen die Arbeiten von Anna und Bernhard Blume und Johannes Brus große Gemeinsamkeiten auf: Gemüse, Möbel und nicht zu identifizierende Objekte agieren geisterhaft und exzessiv, in jedem Falle selbstbewusst vor der Kamera. Hier wirbeln Kartoffeln in wildem Sturm und offenbar eigenmächtig durch die Szene, dort tanzen Gurken auf dem Tisch, für ihre eigentümliche Choreografie von leeren Flaschen begleitet. In unbeobachteten Momenten offenbaren Stühle ihr eigensinniges Wesen und Tücher fliegen geheimnisvoll durch den Garten.

Mit dem zugekniffenen Auge der Ironie und der unverblümten Aufforderung an die Besucher, sich auf vergnügliche Beobachtungen einzulassen und den Humor als Stilmittel der bildenden Kunst zuzulassen, lebt in der TZR Galerie Kai Brückner der Geist einer ganzen Generation von Künstlerinnen und Künstlern wieder auf. Angeregt von einem in den 50er Jahren allgemein gestiegenen Interesse an der Parapsychologie, erprobten auch die Künstler in den 60er und 70er Jahren das Außerkraftsetzen sicher geglaubter Regeln. Allerdings richtete sich ihr Blick nur scheinbar auf physikalische Gesetzmäßigkeiten. Dahinter verbarg sich der durchaus ernst gemeinte Versuch, Konventionen in Kunst und Gesellschaft zu hinterfragen, in Bewegung zu versetzen und aufzulösen.

Anna und Bernhard Blume inszenierten zunächst sequenzielle Bildergeschichten kleinbürgerlichen Lebens der 50er Jahre, wie sie es aus ihren Jugendjahren kannten. Der ethisch-moralische Orientierungsrahmen dieser Zeit, aus heutiger Sicht für manchen ein viel zu eng geschnürtes Korsett, gerät in ihren Werken allerdings heftig in Unordnung. Die Dinge scheinen sich gegen ihre fremdbestimmte Nutzung aufzulehnen. Kartoffeln, Kannen und Stühle wehren sich gegen jede Form der ‚normalen‘ Verwertung. Die Protagonisten dieser Bilder, Blumes selbst, erstarren vor Schrecken über ihren Kontrollverlust. Die als unumstößlich angenommene Ordnung der Dinge gerät ins Wanken. Alt hergebrachte Hierarchien und Ordnungssysteme scheinen unwirksam. In Frage gestellt wird ein ganzes Weltbild, Richtig und Falsch stehen auf dem Kopf. Die in den 60er Jahren und noch lange danach etablierten Sehgewohnheiten als Maßstab einer Bewertung fotografischer Bilder versagt kläglich. Konventionelle Kompositionen und Motive sucht man vergeblich. In der Kombination dieser Bilder mit quasi-philosophischen Titeln und Texten, wie ‚Magischer Determinismus‘ oder ‚Transzendentaler Konstruktivismus‘ werden ihre [Blumes] Kunstwerke zu einem ‚aberwitzig philosophischen Dialog über die vertrackten Verhältnisse der menschlichen Existenz‘ (Ausstellungstext Kolumba 2015).

Kennzeichnend für die bildhauerischen und fotografischen Arbeiten von Johannes Brus ist von Beginn an der Wille, sich den Konventionen beider Gattungen zu widersetzen, insbesondere Regeln der Produktion zu brechen und so zu neuen Formen zu finden. Experimente mit Materialien und Prozessen führen ihn oft zu Ergebnissen, die die hermetische Festlegung einer perfekten Form aufbrechen. Die ersten Fotografien von Johannes Brus entstehen bei dem Versuch, skulpturale Anordnungen von Objekten, etwa Flaschen und Gurken auf einem Tisch, zu dokumentieren. Aus dem zufälligen Nebeneinander der verschiedenen Ansichten entstand eine Bildfolge, in den Augen des Künstlers eine eigenständige Erzählung. Die ‚Gurkenparty‘ von 1970/71 ist eine der frühesten Fotosequenzen von Johannes Brus und kennzeichnet den Beginn eines Jahrzehnts, in dessen Verlauf sich eine Vielzahl von Künstlern der Sequenz von Bildern als Werkform zuwenden.

Auch bei Brus tanzen die Stühle und Gemüse führt ein erstaunliches Eigenleben. Verursacht durch die Inszenierung der Dinge, aber oft auch durch scheinbar ungeschicktes Handwerk hält Brus gezielt eine offene Mehrdeutigkeit der Darstellung parat. Mit dem ironischen Humor der Surrealisten stellt Brus Gewohnheiten in Frage, fordert zum Querdenken auf.

Die Ausstellung ‚Anna und Bernhard Blume und Johannes Brus‘ ist vom 2. September bis 29. Oktober 2016 in der TZR Galerie Kai Brückner in Düsseldorf zu sehen. Am 1. September 2016 laden wir Sie zu einer Presse-Preview ein.

TZR Galerie Kai Brückner