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WON OCEAN. Mit Jasper de Beijer, Pascal Dombis, Ruud van Empel und Carls Gannis.
Neue Galerie Gladbeck. 16.11.2012 bis 11.1.2013
Die Ausstellung WON OCEAN vereint neun internationale Positionen der digitalen, inszenierten Fotografie.

Jasper De Beijers Kunst umkreist seit 2006 die Frage nach Einfluss und Bedeutung von Bildarchiven für die Konstitution kollektiver Erinnerung und das kulturelle Bewusstsein. Bilder, insbesondere Fotografien, werden Ikonen eben weil sie die hierfür konstitutive Kraft haben. Fotografien sind Ausgangsmaterial für de Beijers Recherchen und sie sind bislang immer auch Ergebnis seiner künstlerischen Produktion. Für seine Foto-Serie The Recollector greift der Künstler auf das 14 Millionen Fotografien umfassende ‘Spaarnstad Photo’ Bildarchiv zurück, in dem Presse-, Werbe-, und Privatfotografien gesammelt sind.

In den Werken von Pascal Dombis ergibt sich eine Wahrnehmung, die schillernd und glänzend einen großen Mangel unserer Zeit überspielt – den Verlust an Konzentrationsfähigkeit auf ein einzelnes Phänomen. Seine flüchtigen Bilder verweisen in unnachahmlicher Weise auf dieses Defizit unserer Kultur, dessen Gefahren sich allmählich gesellschaftlich auszuwirken beginnen – die Fähigkeit zur Erfassung und Analyse komplexerer Phänomene schwindet bei vielen Menschen ebenso wie das Urteilsvermögen („alles ist gleich interessant oder gleich langweilig“ – ein Grund für die zunehmende Skandalisierung unseres Gesellschaftslebens in den Medien) und die Genauigkeit in der Bearbeitung von Einzelheiten. Wir verlassen uns zu leicht auf maschinelle Herstellungsprozesse.

Der holländische Künstler Ruud van Empel bedient sich für die Herstellung seiner Arbeiten unterschiedlichster technischer Bildquellen: Bis 2004 verwendete er von Fotografien, Scans oder Abbildungen aus Printmedien, heute ausschließlich Fotos, um auf dem Computerbildschirm Bäume, Blumen, Blätter, Tiere und Personen im Sinne einer Collage zu künstlichen Landschaften zusammenwachsen zu lassen. In der Serie “World” wählt van Empel die Natur als Kulisse. Obwohl die üppigen Wälder in dieser Werkgruppe aus Einzelstücken gesampelt sind, wirken sie doch wie gewachsen – eine harmonische und zugleich magische Szenerie, die wiederum Assoziationen zu der Malerei der “Naiven Realisten” und insbesondere Henri Rousseaus späten Urwaldbildern weckt.

Die amerikanische Künstlerin Carla Gannis befasst sich in ihren Arbeiten mit dem weiblichen Archetyp der Jezebel, eine alttestamentarische Figur, die lange nur als Symbol für Heidentum und Wolllust stand. – Gannis erfindet Jezebel mittels digitaler Collagen fortwährend neu. Ihr dargestellter Typ Frau vereint dabei eine Vielzahl multidimensionaler Charaktere: die Nonkonformistin, die Schöne, die Revolutionärin, die Sexgöttin, das Opfer (Leibeigene, Sklavin) und die Superheldin. Gannis hebt ihre Figuren auf eine neu geschaffene Bühne, von wo aus sie Stärke, Intelligenz und Komplexität ausstrahlen. Sie triumphieren nunmehr über Mythologie, Geschichte und Stereotypen, die seit Generationen den Begriff von Weiblichkeit im kollektiven Unterbewusstsein geformt und definiert haben.

Foto rechts: Carla Gannis, aus der Serie Jezebel, Queenie, 2008, 134,6 x 89 cm, Pigmentprint

Die Niederländerin Desiree Dolron bereist fortwährend den Globus. Und egal in welchen Ecken der Welt sie sich befindet, ist die Künstlerin immer mit ganz persönlichen Aufzeichnungen ihrer Reisen zurück gekehrt. In Dolrons bestechenden Visionen greifen traditionelle Reportagefotografie und Anreichungen durch Computertechnik ineinander, um schließlich eine reichere Version eines Genres zu kreieren, dass viele Kunstkritiker bereits als überstrapaziert abgeschrieben hatten. Die Stille und Subtilität, die durch ihr nahtloses Werk hervorgerufen wird, erzeugt eine Vision vom 21. Jahrhundert, die im Widerspruch zur traditionellen fotografischen Praxis steht. Ihre Referenzen sind offensichtlich, aber ihre Ergebnisse sind eine Offenbarung.

Gerade die japanische Fotografie hat sich immer wieder dem Miteinander von Tod und Schönheit gewidmet. Der in Kyoto geborene Izima Kaoru formuliert das Thema seit Anfang der Neunziger auf ganz eigene Art: Er zeigt in seinen Bildern vermeintlich tote, bildhübsche junge Frauen. Die jungen Schönen sehen aus wie aus edlen Modezeitschriften entsprungen: Sie haben Stil, sind bestens gekleidet. Kein Wunder, viele von ihnen sind Schauspielerinnen oder Models, die der Fotograf bittet, sich ihren eigenen Tod vorzustellen. Diese Ideen seiner Protagonistinnen überführt Kaoru in glänzende, hochästhetische Bilder, die allesamt einen Satz von Edgar Allan Poe illustrieren: „Der Tod einer schönen Frau ist ohne Zweifel das poetischste Thema der Welt.“ Darüber hinaus verzichtet Kaoru nicht darauf, seinen Bildern noch Angaben darüber beizugeben, was die soeben verschiedenen, perfekt geschminkten Schönheiten am toten Leib tragen: Prada, Gucci, Dolce & Gabbana, Comme des Garçons,Dior&Co.

Der holländische Künstler Erwin Olaf arbeitet seit den achtziger Jahren sowohl kommerziell als auch autonom. Seine Arbeiten baut er zu einem ausgewählten Thema und ist in dessen Behandlung für seine fantasievollen Inszenierungen, erotische Elemente, (zynischen) Humor und Maskeraden bekannt. In seinen Serien „Rain“ (2004) und „Hope“ (2005) konzentriert sich Olaf auf die amerikanischen 50er Jahre und das Thema der Einsamkeit. Die weitestgehend narrativen, stilisierten Bilder zeigen in einzigartiger Weise eine zugleich nostalgische und satirische Abhandlung vom Klischee des american dream. Trotz einer makellosen Fassade sind die Menschen allein, verloren und warten vergeblich auf Erlösung.

Tereza Vlckova ist die Meisterin der Bilder einer Kindheit, die zum Träumen einladen und dabei ein wenig verwundern. Wie in den Märchen, an denen Vlckovas tschechischer Heimat mehr als reich ist, findet man Schönheit und Wunder gleich neben dem Abgrund. In mehreren raffiniert ausgeleuchteten und choreografierten Serien führt sie uns in weite Landschaften und Wälder, die von aparten Wesen bevölkert sind. Altmeister Josef Sudek hat hier schon fotografiert, wo jetzt Tereza Vlckova junge Frauen durch Licht und Luft wirbeln lässt oder Kinderzwillinge vor dunklem Waldgrund den Betrachter fixieren, als wollte sie ihn von der Galeriewand weg verzaubern.

Ergänzt wird die wilde Show durch eine Arbeit der legendären Cindy Sherman, Vorreiterin der inszenierten Fotografie. Zur Ausstellung erscheint eine Edition.
Neue Galerie Gladbeck

Bottroper Straße 17
45964 Gladbeck

Tel: 02043-3198371
info@neue-galerie-gladbeck.de

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag von 15-20 Uhr

www.neue-galerie-gladbeck.de
Carla Gannis, Queenie, 2008
TZR Galerie Kai Brückner