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OBJEKTE WIE AUS EINEM LABOR
Kai Brückner präsentiert zurzeit die erste Düsseldorfer Einzelausstellung des Künstlers Sung Jin Kim

Von Holger Lodahl. Rheinsche Post. 4.11.2011

Der Galerist ist vom Talent des Koreaners überzeugt und hofft auf großes Interesse an den Installationen mit dem Titel „Transformations".

CARLSTADT Vor etwa einem Jahr war Galerist Kai Brückner frustriert, als er mit seiner Frau in Köln zu den „Offenen Ateliers" unterwegs war. „Wir suchten gute Malerei, fanden aber nichts Passendes für uns", sagt Brückner. Es war schon dunkel, da weckte ein kurzer Programmtext des Künstlers Sung Jin Kim die Neugierde des Kunstsammlers. „Wir fuhren zu seinem Atelier, und weil es kein Licht gab, zeigte er uns mit einer Taschenlampe seine Werke", sagt Brückner. Er war von den Objekten des Koreaners elektrisiert und ist von seinem Talent so fest überzeugt, dass er in seiner Galerie zurzeit die erste Einzelausstellung des jungen Mannes präsentiert.

Besucher testen die Installationen
Die Objekte und Installationen des 33-jährigen Koreaners Sung Jin Kim erinnern an ein Labor, in dem mit altertümlichen Gerätschaften physikalische Experimente durchgeführt werden. Wie in einer längst verloren geglaubten Wunderkammer laden die Installationen zum Ausprobieren ein.

Mit vibrierenden Kupferdrähten, offen verlegte Elektrokabeln, Ventilatoren und Lautsprechern sollen die Betrachter neugierig gemacht werden. Glas, Kupfer, Eisen, Kunststoff, Holz und vieles mehr sollen der Eindruck erwecken, die Objekte seien nicht perfekt, sondern Ergebnis von spontanen Experimenten. Labile Verbindungen, verformte Oberflächen und laienhaft installierte Technik zeigen eher das Scheitern der Versuche, als deren präzises Gelingen.

Um die Skulpturen Kims ergründen zu können, ist aktive Teilnahme des Galerie-Besuchers gefragt. Einige Effekte - zum Beispiel Geräusche - offenbaren sich erst, wenn der Betrachter sich einen Kopfhörer aufsetzt oder sein Ohr direkt an eine Metallstrebe legt. Bewegungen merkt man erst, wenn man durch Okulare sieht oder die beigelegte Lichtquelle nutzt. Auch andere Vorgänge sind kaum wahrnehmbar, wie die Luftströme, die von Temperaturschwankungen erzeugt werden und unsichtbar durch Rohrleitungen ziehen. „Diese Eindrücke schärfen die Sinne des Betrachters und versetzen die Besucher in einen Zustand höchster Sensibilisierung für die Signale der Objekte", sagt Brückner.

Sung Jin Kim verwendet aufgezeichnete Herztöne, Pulsschläge oder Atemfrequenzen als Rohmaterial. Mit Hilfe von Computern werden daraus Impulsfolgen errechnet, die den jeweiligen Mechanismus in Bewegung bringen. Auf diese Weise übersetzt der Künstler die Funktionen des menschlichen Körpers in einfache mechanische Abläufe und unterwirft sie seiner Formgebung.

Brückner erinnert sich noch immer gern an den abendlichen Besuch in dem Kölner Atelier von Sung Jin Kim. „Ich dachte bei mir: .Spinne ich, oder sind diese Arbeiten eine Sensation?'" Brückner fragte nach den Preisen der Werke. Die Antwort des Künstlers verblüffte ihn. „Weiß nicht", sagte dieser und gab zu, über Geld noch nicht nachgedacht zu haben. Kai Brückner hofft auf ein großes Interesse an den Arbeiten seines Proteges. Dieser hat sich entschlossen, in die Stadt seines Förderers zu ziehen. Um in Düsseldorf zu arbeiten, sucht er zurzeit eine Atelier mit Wohnmöglichkeit
TZR Galerie Kai Brückner