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Tobias Trutwin. Besuchertext zur Ausstellung »Rudolf Bonvie & Studenten« in der TZR Galerie, 28.3.-20.6.1999. Von Klaudija Kosanovic

Tobias Trutwins vielschichtige künstlerische Arbeit entsteht als Folge einer kontinuierlichen und intensiven theoretischen Auseinandersetzung mit Theologie, Philosophie, Kunst und Wissenschaft, dem Fundament unserer kulturellen Entwicklung, unserer ästhetischen und moralischen Werturteile.

Die Feststellung, daß sich Erkenntnismöglichkeiten mit fortschreitender Veränderung der Kommunikationsmedien von der Skulptur über die Schrift hin zur digitalen Datenverarbeitung erweitern und damit auch die Wahrnehmung der Welt vielschichtiger wird, führt Trutwin beinahe zwangsläufig zur Verwendung von Computern als hauptsächlichem Gestaltungsmittel. Der Künstler ist nicht daran interessiert das errungene Wissen und die Erkenntnisse der Geschichte zu mindern. Vielmehr ist er darum bemüht, dieses Wissen in seinen Arbeiten zu transformieren und in neue Sinnzusammenhänge einzubinden.

Es erscheint zunächst paradox, daß er dabei seine größte Aufmerksamkeit einer bilderfeindlichen monotheistischen Religion widmet, die die Schrift als heilig erhob, um ihr eigenes "Gottesbild" zu schützen. Doch gerade das 'Sinn'-lose, biblische Bilderverbot in all seinen Bedeutungsebenen ist der Ausgangspunkt für Tobias Trutwins Auseinandersetzung mit einer Religion, die bildliche Darstellung verbietet und doch selbst nicht ohne Bilder existieren kann.

Einem linearen System (der Schrift) verbunden scheint der Monotheismus mit dem heutigen Punkt (Pixel) -System nicht mehr vereinbar. Es ist Trutwins Interesse, das Wissen der 'heiligen' Schrift in eine säkularisierte Form zu bringen und durch die Transformation in neue Sinnzusammenhänge auf der bildlichen Darstellungsebene zu bewahren.

In dieser Transformation veranschaulicht er, daß sich theologische Inhalte, Wertvorstellungen und Symbole selbst in der Zeit des Pixels in vielfältiger Art wiederholen, während sich lediglich der Kontext und das Medium ihrer Vermittlung verändern. In seinen Bildern verknüpft Trutwin häufig historische Interpretationen der Religionslehre mit heutigen Darstellungen wissenschaftlicher Forschung oder jüngsten Bildern der Unterhaltungsindustrie. So kommt die Geisteshaltung eines auf der Höhe der Zeit lebenden Denkers (Trutwin) in der jüngsten denkbaren Bildform und -welt zur Anschauung.
TZR Galerie Kai Brückner